Einführung in das Thema: korrosive Munition

Da Waffen im Kaliber 7,62X39mm & 5,45X39mm auch für Sportschützen immer mehr Zuspruch finden, haben wir uns vorgenommen das Thema korrosive Munition mal näher zu beleuchten.

1. Was ist korrosive Munition?

Korrosive Munition ist ein Überbleibsel vergangener Tage. Im ernsten und zweiten Weltkrieg gab es fast ausschließlich Munition die man heute
als korrosiv bezeichnen würde. Heute sind es vor allem Restbestände aus Staaten des Warschauer Paktes, die in hiesigen Tresoren landen.
Zwar nutze auch die NATO teilweise korrosive Munition, allerdings hat man diese mehr oder weniger schnell aus den Arsenalen genommen, auch wegen
der schlechten Erfahrungen der USA mit der ersten Version des M16 im Vietnamkrieg.

Dabei ist die Bezeichnung korrosive Munition irreführend, denn es sind lediglich die Zündhütchen (primer), die korrosiv sind.
Früher (im Osten länger als im Westen) enthielten Zündhütchen Knallquecksilber, was nicht nur giftig ist, sondern es werden nach der Zündung sofort sehr rostfördernde Salze in der Waffe verteilt. Diese Salze sorgen schon nach wenigen Minuten, in Verbindung mit Sauerstoff, für Rost.
Den Russen und deren Verbündeten war das Problem durchaus bekannt, auch aus diesem Grund hatten und haben viele der militärischen Waffen verchromte Läufe.
Allerdings ist Chrom alleine kein Garant für den problemlosen Umgang mit dieser Munition.

2. Wie erkennt man sie?

Es sind vor allem alte Militärpatronen bei denen quecksilberhaltige  Zünder genutzt wurden und mit denen man heute noch zu tun hat. Z.B.: 7,62×39 / 7,62x54R / 5,45X39. Viele Hersteller haben Altbestände aufgekauft, neu etikettiert und bieten diese jetzt für
zivile Zwecke an. Nach europäischem Recht muss Munition mit dem Kaliber gekennzeichnet sein, die originalen Bodenstempel geben diese Info meist nicht preis. Man erkennt ehemalige Militärmunition an dem seitlich, nachträglich angebrachten Kaliberdaten. Allerdings haben wir hier noch keine Informationen über die verwendeten Zündhütchen.
Ich war selbst überrascht, nicht weniger als 15 verschiedene Patronensorten im Kaliber 7,62x39mm in meinem Tresor zu finden.
Um zu testen bei welcher Munition ich aufpassen sollte, habe ich mir folgenden kleinen Versuchsaufbau vorbereitet.

Für den Versuch brauchen wir:
– je eine Patrone der verschiedenen Munitionssorten
– je Patrone einen Eisennagel (kein Edelstahl, kann man mit Schnellbrünnierung testen)
– einen extra Nagel und einen Hammer
– einen Entladehammer, oder sonstiges Werkzeug um die Geschosse zu ziehen
– ein kurzes Holzbrett

Wir schlagen nun für jede zu testende Patrone einen Nagel in unser Holz. Danach entfernen wir, unter Beachtung des Sprengstoffgesetzes, die Geschosse der Patronen.


Das Pulver wird entsorgt (Blumendünger) und auch für die Geschosse haben wir keine Verwendung mehr (ich habe die hier aufgehoben). Nun werden alle leeren Hülsen über je einen Nagel gestülpt.


Danach müssen wir alle Zündhütchen mit Nagel und Hammer abschlagen, bitte Gehörschutz, Schutzbrille und auch Handschuhe nicht vergessen! Im Ernst, manche der Zünder haben es wirklich in sich, was ich selbst auch unterschätzt hatte.

Den Aufbau lassen wir nun eine Nacht so stehen, die Hülsen noch immer auf den Nägeln. Nach ca. 12 Stunden können wir anhand des Rostbefalls korrosive von nicht korrosiver Munition unterscheiden.

Die nicht korrosiven Hülsen sind hier mit dem grünen Haken markiert.

Aber ich denke es ist eindeutig wo hier der Rost sitzt, ein paar der Stahlhülsen aber sogar außen schon welchen angesetzt.

3. Wie verfahre ich mit meiner Waffe nach dem Schießen?

Wurde Munition mit entsprechenden Zündhütchen verschossen, ist es absolut notwendig die Waffe zeitnah, nach jedem Schießen, gründlich zu reinigen.
Und mit gründlich meine ich, viel Wasser, mehrmaliges Durchziehen und viel Öl.
Lauf, Gasrohr, Mündungsfeuerdämpfer, Verschluss und Abzugsgruppe spritze ich mit gründlich Seifenwasser ab und sorge danach mit Druckluft wieder für eine trockene Waffe. Anschließend bekommt die Waffe sehr viel Zuwendung mit gutem alten W22 Öl der
NVA. Dieses Öl gilt in entsprechenden Kreisen als Geheimtipp was das entfernen von Quecksilbersalzen angeht. Allerdings kann hier auch jedes andere Waffenöl verwendet werden.

Es ist also wie so oft eine Frage von Kosten contra Aufwand. Billige militärische Munition ist keine Gefahr für Waffen, allerdings muss man sich danach auch die Zeit nehmen wieder „klar Schiff“ zu machen.

Wir übernehmen keinerlei Haftung für Sach- und Personenschäden. Jeder handelt eigenverantwortlich vor dem Gesetz, gegenüber seiner Gesundheit und seinem Eigentum.